Totalschadennach Großbrand Feuer vernichtet neues mit Reet gedecktes Doppelhaus in Rantum/Brandursache unklar – Landeskriminalamt nimmt Ermittlungen auf rantum „Es ging
alles sehr schnell“, erinnert sich Gemeindewehrführer Hauke Block. Am Sonntag
um 01:47 Uhr ging bei ihm der Feueralarm ein. Ein Dachstuhlbrand im Rantumer
Raanwai wurde gemeldet. Alarmiert waren sowohl die Westerländer als auch die
Rantumer und Hörnumer Feuerwehren. Es sollte sich aber bald zeigen, dass noch
weitere Wehren notwendig wurden, um das rasant um sich greifende Feuer unter
Kontrolle zu bekommen. „Zunächst
versuchte der Hausbesitzer noch, mit Wassereimern die Flammen am Dach zu
löschen“, erzählt Block, und der Rantumer Wehrführer Thomas Nissen, der als
erster am Unglücksort war, bestätigt, dass er noch gemeinsam mit dem Eigentümer
des Doppelhauses versuchte, auf diese Weise die ersten Flammen zu ersticken.
Ein aussichtsloser Kampf. „Gerade die neuen Reetdächer sind heute so montiert
und von innen mit Dämmstoffen abgedichtet, dass sich zwischen Dämmung und Reet
die Flammen weiter durchfressen und man nicht von außen an die Feuernester
kommt“, schildern die Wehrführer die besondere Schwierigkeit bei Bränden von
Reetdachhäusern. Es bleibt dann nur der Versuch, das Dach abzureißen, um das
Übergreifen des Feuers auf angrenzende Gebäude oder, wie in diesem Fall, auf
die andere Hälfte des Hauses, zu verhindern. Doch die Flammen- und
Hitzeentwicklung waren so heftig, dass schließlich der Einsatz von Atemgeräten
und gewaltige Mengen an Löschwasser notwendig wurden, um dem Brand Herr zu
werden. Weitere Unterstützung durch die Wehren aus Kampen und Tinnum wurde
erforderlich. Das Deutsche Rote Kreuz und die Polizei waren ebenfalls
eingetroffen. Insgesamt waren 60 Einsatzkräfte am Brandort. Aus den ersten
Flammen am Dachstuhl war ein wildes Flammenmeer gewachsen. „Schwerstarbeit für
die Feuerwehrleute, die nur noch mit Atemschutz arbeiten konnten“, so Hauke
Block. Der
Wehrführer kann sich kaum noch an seinen letzten Einsatz beim Brand eines
Reetdachhauses erinnern. „Für einige junge Mitglieder unserer Wehren war das
der erste Reetdachhausbrand“. Obgleich es auf Sylt sehr viele mit Reet gedeckte
Immobilien gibt, brennt „zum Glück“ nur selten ein solches Haus. Wenn aber das
Reet sich entzündet, greift das Feuer schnell um sich, nährt das Material die
Flammen, lässt sie rasch wachsen und um sich greifen. Wie
verheerend die Folgen sind, zeigt die Ruine des Rantumer Hauses. „Totalschaden“
heißt die nüchterne Feststellung der Sylter Kriminalpolizei. Viel mehr als
diese erste Diagnose wollte Kriminalkommissar Sebastian Richter gestern nicht
zum Stand der Ermittlung der Brandursache sagen, um sich nicht in Vermutungen
zu verlieren. In dieser Woche wird das Landeskriminalamt seine Ermittlungen zur
Brandursache aufnehmen. Noch ist völlig unklar, wie das Feuer am Dachstuhl
überhaupt entstehen konnte. Der Hausbesitzer, der zum Zeitpunkt des Brandes
gemeinsam mit seinen Eltern im Haus nächtigte, hatte gegenüber Thomas Nissen
erklärt, dass er aufgewacht sei und die Flammen am Dachstuhl gesehen habe. Er
und seine Eltern seien daraufhin sofort aus dem Haus gegangen, um sich in
Sicherheit zu bringen. Da die andere Haushälfte des erst Ende 2012
fertiggestellten Doppelhauses noch unbewohnt ist, wurde niemand verletzt. Der
Schaden am Haus beläuft sich nach ersten Schätzungen auf eine Summe in
sechsstelliger Höhe. Schon als Thomas Nissen am Brandort eintraf, wollte der
„sehr pragmatisch wirkende“ Hausbesitzer wissen, ob der Brand wohl einen
Totalschaden verursachen könnte. Jetzt hat er traurige Gewissheit. Nachfragen,
wie es ihm tatsächlich geht, wollte er nicht beantworten. Michael Stitz SR 22.07.14 |