Tinnumer Wache: Platzfrage geklärt

Die neue Tinnumer Feuerwache wird auf dem Grundstück am Kampende errichtet (siehe Foto) – und versperrt damit in Zukunft die Sicht auf die Tinnumburg.

 

Tinnum Monatelang wurde diskutiert – nun hat der Gemeinderat entschieden: Die neue Tinnumer Feuerwache wird auf einem Grundstück neben der Boy-Lornsen-Schule am Kampende errichtet. Die Entscheidung fiel mit 21 Ja-Stimmen – fünf Gemeindevertreter stimmten mit „Nein“, drei enthielten sich.

Gemeindewehrführer Wolfgang Kloth und Ortswehrführer Sigfried Engel begrüßen die Entscheidung der Politiker. Denn fest steht: Tinnum braucht ein neues Gerätehaus für seine freiwillige Feuerwehr. Das alte Gerätehaus in der Boy-Nielsen-Straße ist für die Feuerwehrleute und ihre Ausrüstung viel zu klein. Bereits im Dezember 2011 hatte die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse die alte Tinnumer Wache besichtigt und einen detaillierten Mängelbericht vorgelegt. Moniert wurden unter anderem die Raumsituation, die sanitären Anlagen und Umkleideräume und die nicht vorhandenen Parkplätze. In einer Stellungnahme betonen Wolfgang Kloth und Sigfried Engel, dass sich das Grundstück am Kampende aus Sicht der Feuerwehr optimal eignen würde, „um für alle 104 Kameraden ein Gerätehaus zu bauen, welches die relevanten Voraussetzungen erfüllt um Übungen, Einsätze, Versammlungen und allen anfallenden Arbeitsabläufen gerecht zu werden“.

Auch den Tinnumer Gemeindevertreter Manfred Uekermann (CDU) freut die Entscheidung. „Wir haben endlich ein neues Zuhause für die Feuerwehr und ich bin glücklich, dass die Diskussion nun ein Ende hat“, sagte er gegenüber der Sylter Rundschau . Den neuen Standort hält er für „alternativlos“. „Wir haben eine Standortanalyse durchgeführt und die hat ergeben, dass es sich bei dem Grundstück um das letzte freie im Ortsteil Tinnum handelt“, so Uekermann.

Doch der Bauplatz am Kampende stößt auch auf Kritik, denn durch die neue Feuerwache werde die letzte freie Sicht auf die Tinnumburg verbaut, einen in der frühen römischen Kaiserzeit errichteten Rundwall, der „eines der bedeutendsten archäologischen Denkmäler der Insel“ darstellt, wie die Sylter Gästeführerin Silke von Bremen betont (wir berichteten). Ihr sei klar, dass für die Feuerwehrkameraden in Tinnum der vergangene Donnerstag ein guter Tag war – „und wenn ich sage, ich freue mich mit ihnen, ist das überhaupt nicht ironisch gemeint“, sagt sie. „Die Planungen für einen Neubau haben sich schon viel zu lange hingezogen.“

Die Tinnum-Burg wurde bereits vor rund 2000 Jahren erbaut. Der Durchmesser beträgt rund 120 Meter. Syltpicture

Es gebe nun einen Gewinner bei dieser Entscheidung, „doch die Tinnumer, die Sylter, wir alle, deren Lebensgrundlage der Fremdenverkehr ist, haben etwas Großartiges verloren“, sagt die Gästeführerin, die ihrerseits eine Lösung bevorzugt hätte, auf der alle Seiten zu den Gewinnern gehören. „Das wäre möglich gewesen, wenn man die Entscheidung noch einmal um einen Monat verschoben hätte, um dann festzustellen, dass ein kurzfristig ins Rennen gebrachtes anderes Grundstück eine gute Alternative ist. Diese Rücksichtnahme hätte gezeigt, dass man bereit ist, auch Verantwortung für die eigene Geschichte zu übernehmen und wäre eine optimale Win-Win-Situation gewesen“, erklärt sie. „Dabei wäre der Fiskus des Landes, der 900 000 Euro auf Erbpacht verlangt, leer ausgegangen und man hätte die Wiese auf alle Zeiten unter Schutz stellen können, denn außer für die Feuerwehr gilt hier der Biotopschutz.“

Dass die freie Sicht auf die Tinnumburg verbaut wird kann Manfred Uekermann als Argument gegen die Feuerwache nicht nachvollziehen, es gäbe weitere freie Blicke darauf. Hier werde einfach eine Baulücke geschlossen. „Und mit dieser Meinung schließe ich mich auch einem Gutachten des archäologischen Landesamtes an“, so der Gemeindevertreter.

Silke von Bremen überzeugt das nicht: „Vielleicht fehlt manchen die Fantasie sich vorzustellen, wie eine Feuerwehrhalle mit mindestens fünf großen Toren und dazu knapp 50 Parkplätzen an dieser Stelle aussieht und welche Folgen das für die Entwicklung von Tinnum hat“, sagt sie und betont: „Die nachfolgenden Generationen werden uns fragen: wie konntet ihr nur?“

Sylter Rundschau  Julia Lund